Weitere Fragen zum Neokratiekonzept

Neokratie und Ideologie

Das Neokratiekonzept hat keinerlei Verbindung zu irgendwelchen herrschenden ideologischen Strömungen und Begriffen wie links/rechts o.ä. Es sollte daher Anhängern fast aller so genannten politischen Lager gleichermaßen leicht bzw. schwer zugänglich sein. Es ist nur nicht konservativ im Sinne von innovationsfeindlich. Da es mit gewachsenen Überzeugungen bricht, setzt schon der Einstieg eine hohe Bereitschaft zum Umdenken voraus.
Neokratie ist ein Konzept der Staatsorganisation, aber es ist trotzdem alles andere als ein Organisationskonzept im technokratischen Sinn. Es ist ein Projekt politischer Zivilisierung. Es setzt natürlich eine gewisse politische Zivilisierung schon voraus, aber es soll auch von sich aus die politische Zivilisierung voranbringen.
Es ist daher auch und vor allem ein Wertekonzept.

Alternativen zur Neokratie

Natürlich liegt die Frage nahe, welche Alternativen es zum Neokratiekonzept gibt. Die Antwort ist: Es gibt sicher Alternativen, aber nur solche, die sich viel enger am Konzept der bestehenden herkömmlichen Demokratie orientieren. Alternativkonzepte, die das Problem der politischen Überforderung vergleichbar ernst nehmen, gibt es nicht, und auch nicht solche, die dem Gedanken der politischen Assoziationsfreiheit erkennbar Raum gäben.

Dass gegen anhaltende Überforderung letztlich nur Spezialisierung hilft, ist in den Lebensbereichen außerhalb der Politik längst eine Selbstverständlichkeit. Das Neokratiekonzept überträgt diese einfache Grunderkenntnis auf das Problem der Staatsform.
Neokratisch sind daher alle Reformkonzepte, die bestehenden Verfassungsorganen Aufgaben abnehmen und diese Aufgaben höher spezialisierten Institutionen übertragen.

Nachteile neokratischer Staatsformen?

Neokratische Reformen erhöhen die Leistungsfähigkeit des Staates, sie schaffen neue politische Freiheiten, und sie stiften neuen politischen Sinn. Dies wirft natürlich die Frage auf, mit welchen Nachteilen dies erkauft wäre.
Die Antwort hierauf fällt ähnlich aus wie beim Vergleich zwischen Demokratie und Diktatur bzw. Monarchie: Es sind keine wesentlichen Nachteile erkennbar. Nachteilig ist nur, dass das vorherrschende politische Bewusstsein sich mancherorts mit neokratischen Reformen noch schwer vertrüge.

Wann könnten neokratische Reformen aktuell werden?

Die bestehende Demokratie hat auf den Wandel der politischen Anforderungen seit Jahrhunderten konzeptionell nicht reagiert. Das Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit sinkt. Die Folge ist u.a. eine schleichende Delegitimierung.
Wie lange es dauert, bis dieser Prozess von sich aus Weiterentwicklungen der Demokratie erzwingt, ist nicht abschätzbar. Man könnte das nächste halbe Jahrhundert abwarten wollen, bis irgendwann die historische Beweislage von allein erdrückend geworden und die Plausibilität des herkömmlichen Demokratiekonzepts auch in der politischen Öffentlichkeit stark erschüttert ist. Oder man kann versuchen, diesen Prozess z.B. mit öffentlichkeitswirksamen Protest- und Delegitimierungsaktionen (s. www.parteien-stop.de) zu beschleunigen. Selbst im ersteren Fall ist aber nicht auszuschließen, dass doch schon Ereignisse der näheren Zukunft auf ein absehbares Verfalldatum der herkömmlichen Demokratie schließen lassen. Insofern sollte man zumindest gedanklich darauf vorbereitet sein, dass die Stunde des geordneten Systemwandels doch früher schlägt als akutell absehbar.

Kleine Schritte zu großen neokratischen Zielen

Der Übergang zu neokratischen Staatsformen könnte bei erstem Hinsehen als etwas Revolutionäres erscheinen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Das Neokratiekonzept ist gerade darauf angelegt, revolutionäre Umbrüche überflüssig zu machen. Einer kleinen Revolution bedarf es allenfalls in den Köpfen.
Spätestens nach einem hinreichend klaren Delegitimierungssignal (z.B. mit förmlichen Proteststimmen, s. www.parteien-stop.de) kann sich alles in kleinen Schritten weiterentwickeln, beginnend mit der Institutionalisierung eines Verfassungsrates bzw. Verfassungskongresses (Phase 2 des Neokratiekonzepts, s. Erklärung auf dieser Webseite). Die Ausschöpfung der neokratischen Möglichkeiten ist ohnehin eine Aufgabe für viele Generationen.

www.neopolis.info